Europa

Frankreichs Ex-Präsident Hollande rät Regierung in Paris: Keine Kontakte zu Russland mehr

Das erste Telefonat zwischen den Verteidigungsministern Russlands und Frankreichs seit Oktober 2022 hat allem Anschein nach die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Ländern nur noch vertieft. Paris wirft jetzt Moskau eine "Manipulation von Information" vor.
Frankreichs Ex-Präsident Hollande rät Regierung in Paris: Keine Kontakte zu Russland mehrQuelle: AFP © STEPHANE DE SAKUTIN

Wahrscheinlich hätte das jüngste Telefonat zwischen den Verteidigungsministern Russlands und Frankreichs, Sergei Schoigu und Sébastien Lecornu, die Spannungen zwischen den beiden Ländern etwas abbauen sollen. In der Tat aber spitzte sich das bilaterale Verhältnis nur noch weiter zu. Nach dem Gespräch machten Moskau und Paris widersprüchliche Angaben zum Inhalt des Gesprächs.

Während das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch erklärte, Schoigu und sein französischer Amtskollege hätten "Bereitschaft zum Dialog über die Ukraine festgestellt", dementierte die französische Militärbehörde dies wenig später. Außerdem verlautete aus Moskau, dass Lecornu "eindringlich" versucht habe, die russische Seite davon zu überzeugen, dass die Ukraine und die westlichen Länder keinen Bezug zum Terrorangriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall bei Moskau hätten, indem er die Verantwortung auf die Terrormiliz "Islamischer Staat" abgewälzt habe. Schoigu wurde mit den Worten zitiert:

"Das Regime in Kiew tut nichts ohne die Zustimmung seiner westlichen Betreuer. Wir hoffen, dass in diesem Fall keine französischen Geheimdienste dahinterstecken."

Diese Äußerung löste in Frankreich eine Empörungswelle aus. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bezeichnete die Worte aus Moskaus als "bizarr und bedrohlich". Sie hätten zu einer "Manipulation von Information" in der russischen Berichterstattung geführt, erklärte der Politiker am Rande der Einweihung eines Wassersportzentrums für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Die französische Initiative für das Telefonat habe darauf abgezielt, Russland "nützliche Informationen" über die Hintergründe des tödlichen Anschlags auf die Konzerthalle zukommen zu lassen.

Frankreichs Ex-Präsident François Hollande war in seinem Ton gegen Russland noch schärfer. In einem Interview mit dem Radiosender France Inter sagte er:

"Ihr habt gesehen, wie Russland diese Diskussionen missbraucht und sogar zulässt, dass Frankreich den Terroranschlag in Moskau hätte unterstützen können. Daher ist meine Empfehlung: Keine Kontakte zu Russland."

Der Politiker, der von 2012 bis 2017 das höchste Amt in Frankreich bekleidet hatte, rief den Westen dazu auf, die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Je mehr man Kiew helfe, desto größer sei die Chance auf ein Ende des Konflikts.

Der Gründer der euroskeptischen Partei Les Patriotes, Florian Philippot, machte im Gegenteil Präsident Macron für die Spannungen mit Russland verantwortlich. Auf der Plattform X (vormals Twitter) forderte er ein Ende der antirussischen Sanktionen und der Waffenlieferungen an die Ukraine. Paris sollte mit seinen "idiotischen Drohungen" aufhören und auf den Frieden hinarbeiten.

Am Abend des 22. März hatten mehrere bewaffnete Männer in der Konzerthalle Crocus City Hall in der Nähe der russischen Hauptstadt Moskau das Feuer eröffnet. Im Gebäude brach ein Brand aus. Zu dem Massaker bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat. Einige Wochen zuvor hatten die USA die russischen Sicherheitsbehörden vor einem möglichen Attentat gewarnt, ohne jedoch konkrete Details mitzuteilen. Infolge der Attacke vor knapp zwei Wochen kamen nach jüngsten Angaben 144 Menschen, darunter Staatsbürger Moldawiens, Armeniens und Weißrusslands, ums Leben. Die russischen Sicherheitsbehörden nahmen am 23. März im Grenzgebiet Brjansk vier mutmaßliche Täter aus Tadschikistan fest. Außerdem wurden mehrere Verdächtige festgenommen, die an der Vorbereitung für den Anschlag beteiligt gewesen sein sollen. Mehrere russische Amtsträger warfen der Ukraine vor, für die Attacke verantwortlich zu sein.

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