Eliten versus Elende: Die USA sind jetzt eine Zwei-Klassen-Nation
Von Robert Bridge
Von ihren Ansichten zum Klimawandel bis hin zu ihren Ansichten zur Bildung hat das distanzierte oberste Prozent der US-Bevölkerung eine Reihe von Meinungen geäußert, die so dramatisch vom Status quo abweichen, dass sie das Land untergehen lassen könnten.
In einer Zeit, in der mit Sorge darüber diskutiert wird, dass Menschen gezwungen werden sollen, Insekten zu essen, illegale Einwanderung zu akzeptieren, 15-Minuten-Städte zu bewohnen, absolut nichts zu besitzen – und dabei "glücklich zu sein" –, gibt es keinen besseren Zeitpunkt, um die Denkweise jener Menschen zu untersuchen, die ihre ganze Kraft in derart dreiste Initiativen stecken: die Elite.
Nach Angaben des "Komitees zur Entfesselung des Wohlstands" (CUP) wird die Elite als Menschen definiert, die mindestens ein Nachdiplomstudium abgeschlossen haben, mindestens 150.000 US-Dollar im Jahr verdienen und in dicht besiedelten Gebieten leben, vor allem in städtischen Küstengebieten wie New York City, Boston und Los Angeles. Mitglieder dieses verwöhnten Stammes von Leistungsträgern haben wahrscheinlich auch einen Abschluss an einer der zwölf renommierten Elite-Universitäten der USA gemacht, darunter Harvard, Cornell, Yale und Princeton, die zunehmend zu Bastionen der woken Ideologie werden.
Die Elite fällt auch durch ihre unverhohlene Heuchelei auf, indem sie beispielsweise Tonnen von Kohlendioxidemissionen ausstößt, wenn sie sich an Bord von Privatjets und Luxusjachten auf die jährliche Pilgerfahrt nach Davos in der Schweiz begibt, um Klaus Schwab zu lauschen, wie er angesichts des Klimawandels das düstere Schicksal der Menschheit beschwört.
Wenn Sie bereits vermutet haben, dass diese Leute in ihrer politischen Einstellung überwiegend liberal sind und demokratisch wählen, liegen Sie damit nicht falsch. Es sind diese Menschen, die in einer selbstkreierten Blase leben. Es sind diese Menschen, die bestimmen, wie die öffentliche Ordnung auf dem College-Campus auszusehen hat, die Ordnung in den Medienunternehmen und in den Vorstandsetagen von Konzernen, ohne den durchschnittlichen steuerzahlenden US-Bürger am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Um die Macht dieser Menschen besser zu verstehen, genügt es, sich an den massiven öffentlichen Druck zu erinnern, den sie während der "hitzigen, aber größtenteils friedlichen Proteste" nach dem Vorfall mit George Floyd ausübten.
Laut CUP ist "die Klasse der Elite – unabhängig von der Parteizugehörigkeit – ein exklusiver Club, der die USA aus einer vollkommen anderen Perspektive sieht und erlebt als gewöhnliche US-Bürger". Mit anderen Worten, ohne auch nur einen Tropfen Blut vergossen zu haben, hat das US-amerikanische Volk zwei unterschiedliche Nationen kreiert: Die eine ist "wohlhabender, besser gebildet und hat die besten Schulen besucht", die zweite besteht aus, nun ja, alle anderen. Die "Beklagenswerten", wie Hillary Clinton einst im Wahlkampf gegen Trump die andere Seite des politischen Spektrums nannte, nämlich die gottesfürchtigen, bewaffneten Menschen, die mehrheitlich in jenen Bundesstaaten leben, die von Passagierflugzeugen auf dem Weg von der Ostküste an die Westküste und zurück überflogen werden – das Überflugamerika.
Die Elite setzt großes Vertrauen in einen aufgeblähten Staat, "um die Probleme der Menschen zu lösen". Es ist diese Art von tief verwurzeltem Denken, das die radikale Übernahme des öffentlichen Schulsystems weitgehend erklärt, beispielsweise durch Progressive, die alle möglichen Experimente an Kindern durchführen, die alles, von der kritischen Rassentheorie des Hasses auf Weiße bis hin zur Transgender-Ideologie, umfassen. Wenn Eltern versuchen, sich gegen diese besondere Form der Gehirnwäsche zur Wehr zu setzen, landen sie auf der Beobachtungsliste der Bundespolizei.
Es sollte nicht überraschen, dass ein Bericht des Instituts für Familienstudien und des Zentrums für Ethik und öffentliche Ordnung herausfand, dass durchschnittliche US-Bürger weniger Regierung in ihrem Leben wollen, nicht mehr.
"Eltern erwarten nicht einfach nur, dass die Regierung ihnen aus dem Weg geht. Sie unterstützen proaktive Schritte, um zum Beispiel die Familiengründung zu erleichtern. Eltern, insbesondere republikanische, sind nicht nur besorgt über die wirtschaftlichen Belastungen für Familien, sondern auch über die kulturellen Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen."
Im krassen Gegensatz zum Rest der USA sind zwei Drittel der Elite – 67 Prozent – der Meinung, Lehrer und andere pädagogische Fachkräfte sollten entscheiden dürfen, was Schulkindern beigebracht wird, anstatt die Entscheidung den Eltern zu überlassen. Während dies noch vor zehn Jahren eine plausible Vorstellung gewesen sein mag, sind die USA ein so radikal veränderter Ort geworden, dass viele Konservative glauben, dass ihre Kinder Lehrern nicht mehr anvertraut werden können.
Gleichzeitig vertrauen 70 Prozent der Elite darauf, dass die Regierung "das Richtige tut", und fast 60 Prozent glauben, dass es in den USA "zu viel individuelle Freiheit" gibt – doppelt so viele wie unter den Durchschnittsbürgern. Es ist schwer sich vorzustellen, dass ein US-Amerikaner, der in einem Land lebt, das auf dem stark verwurzelten Glauben an Individualismus und Privatinitiative basiert, jemals die Vorstellung hegen würde, dass Freiheit etwas ist, wovor man Angst haben muss.
So befürworten zwischen der Hälfte und zwei Drittel der goldenen Aristokratie der USA ein Verbot von Konsumgütern wie SUVs, Gasherden, Klimaanlagen und nicht unbedingt notwendigen Flugreisen, um "die Umwelt zu schützen". Solche drakonischen Maßnahmen werden jedoch niemals die Reichen treffen, deren Nähe zum Establishment sie immer vor den Plänen schützen wird, die sie verfolgen. Deshalb haben 60 Prozent der Elite eine positive Einstellung zu Anwälten, Lobbyisten, Politikern und Journalisten. Sie verstehen, was nötig ist, um sich den Zugriff auf Macht und Privilegien zu erhalten.
Der durchschnittliche US-Bürger hingegen betrachtet dies alles als schwerwiegende Übergriffigkeit und als Versuch, das Land praktisch in einen Gulag für die restlichen 99 Prozent zu verwandeln. Doch die Fähigkeit der Elite, ihre Ziele zu erreichen, ist stark eingeschränkt, was die enorme Popularität von Donald Trump erklärt, des allmächtigen orangefarbenen Mannes, der versprochen hat, im Namen der 99 Prozent gegen den "Tiefen Staat" in den Kampf zu ziehen. Im Vergleich dazu genießt Präsident Joe Biden bei der Elite eine Zustimmungsrate von 84 Prozent – was etwa doppelt so viel ist wie im Querschnitt der breiten Öffentlichkeit.
Es überrascht nicht, dass die Diskrepanzen an der Wirtschaftsfront einen weiteren starken Kontrast offenbaren. In der Zeit der wirtschaftlichen Not nach der Pandemie, in der viele US-Amerikaner gezwungen waren, einen zweiten oder dritten Job anzunehmen, um über die Runden zu kommen, sagten 74 Prozent der Eliten, dass es ihnen finanziell besser geht als vor der Pandemie, im Vergleich zu 20 Prozent unter den Durchschnittsbürgern.
Das alles verheißt nichts Gutes für die Vereinigten Staaten, schon gar nicht in einem Jahr, in dem wichtige Präsidentschaftswahlen anstehen. Wird der durchschnittliche US-Konservative eine gewisse Erleichterung über die mögliche Wiederwahl von Donald Trump verspüren, oder wird die Welt einen weiteren "6. Januar" erleben – dieses Mal begleitet deutlich gravierenderen Unruhen? Da die Kluft zwischen der Elite und allen anderen täglich größer wird, scheinen dies die beiden einzigen wahrscheinlichen Zukunftsaussichten zu sein, die das Land erwartet.
Aus dem Englischen.
Robert Bridge ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er ist Autor von "Midnight in the American Empire" (Mitternacht im amerikanischen Empire: Wie Unternehmen und ihre politischen Diener den amerikanischen Traum zerstören). Man kann ihm auf X unter @Robert_Bridge folgen.
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